05.06.2021

 

 

Gemeinsam

 

in eine

 

erfolgreiche

 

Zukunft

1. FC HersbruckSV Eintracht und TC am Strudelbad wollen sich „verschmelzen“ – Zusammengehen aus vielen Gründen unausweichlich

 

Das Thema schwelt schon längere Zeit – nun machen der 1. FC Hersbruck, die Eintracht und der TC am Strudelbad Ernst: Um die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen, wollen sich die drei traditionsreichen Vereine aus der Cittaslow unter dem Dach des „Club“ zusammenschließen. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, jetzt haben die Mitglieder das Wort.
 

Mitgliederschwund, ein ausgelaufener Pachtvertrag, vielfältigere Angebote und weniger Kinder – die Gründe für das Zusammengehen der drei Vereine sind vielfältig und schwerwiegend, auch wenn das bei dem ein oder anderen Mitglied nicht auf unbedingte Gegenliebe stößt, wie die drei Vorsitzenden Thomas Paul (FC Hersbruck), Horst Scharrer (Eintracht) und Andreas Kohl (TC) im Gespräch mit der HZ einräumen.

„Es gibt nichts Besseres“

Gerade zwischen dem „Club“ und der 1949 gegründeten Eintracht habe es in der Vergangenheit oft hitzige Derbys und heiße Auseinandersetzungen gegeben, sagt Horst Scharrer. Er selbst habe fast 50 Jahre für die Grün-Weißen gespielt und weiß, wovon er spricht. Jetzt aber sagt er im Brustton der Überzeugung und sich der Verpflichtung für seinen Verein vollauf bewusst: „Es kann nichts Besseres geben, als mit unserem Nachbarn zusammenzugehen.“ Mit nur noch rund 120 Mitgliedern und „Corona on top“ sehe er keine Perspektive mehr für die Zukunft der Eintracht – obwohl die allen Problemen zum Trotz finanziell immer noch solide dastehe.

„Geholfen“ hat dabei sicher auch, dass die Fußballer des FC und der Eintracht seit langem im Nachwuchsbereich (und seit drei Jahren auch als Spielgemeinschaft bei den Erwachsenen) sehr gut zusammenarbeiten. Seit der „Club“ 2008 die bis dahin bestehende JFG Hersbrucker Land auflöste und eine neue Fußballnachwuchs-Initiative startete, jagen schwarz-weiße und grün-weiße Nachwuchsfußballer unter der Führung von Trainern beider Klubs recht erfolgreich zusammen dem runden Leder hinterher.

Trotz der damals breiter gewordenen Basis war es zuletzt immer schwerer, genügend Spieler in die Vollmannschaften „durchzubringen“. Thomas Paul trainierte früher die C-Jugend, nur einer seiner Spieler von damals gehört heute zum Kader der Bezirksligatruppe von Coach Stefan Erhardt. „Der demografische Wandel und die für eine Stadt wie Hersbruck ziemlich große Palette an Sportangeboten sorgt für eine große Konzentration“, sagt der 1. Vorsitzende des „Club“, von der Konkurrenz „Online-Zocken“ gar nicht zu reden.

Auch beim TC am Strudelbad sind nostalgische Gefühle längst kühlem Pragmatismus gewichen – der schon länger ausgelaufene Pachtvertrag für das schmucke Vereinsgelände wirkte hier als Katalysator, der Verein ist dadurch in seiner Existenz bedroht. Ein Umzug an einen anderen Ort wurde schnell verworfen (Stichwort: immense Kosten), auch das Auflösen des 1954 gegründeten Vereins „war keine Option“, sagt Vorsitzender Andreas Kohl.

Um aus der Not eine Tugend zu machen, hätten er und die übrigen Mitglieder des TC-Vorstands die Möglichkeit ins Auge gefasst, die brachliegenden Plätze beim FC Hersbruck zu pachten. „Das aber hätte uns auch nicht weitergeholfen“, sagt Kohl. Im Verlauf der Gespräche zwischen den beiden Vereinen (die schon sein Vorgänger Ger Wittich Hahn begann) und der TC-internen Diskussionen habe sich „immer mehr herauskristallisiert, dass es besser ist zusammenzugehen, um so ein schlagkräftiger Verein zu werden“.

Gerade in diesem Punkt sind sich alle drei Vorsitzenden einig: Um ihre Vereine in einem stark veränderten Umfeld in eine erfolgreiche Zukunft führen zu können, müssen sie zusammenspannen – und bekamen von ihren Mitgliedern im Herbst 2020 dafür auch den Auftrag. „Logisches“ Dach des künftigen Klubs ist dabei der 1. FC Hersbruck als Ältester des Trios (gegründet 1906) und der mit dem größten Grundbesitz sowie den meisten Mitgliedern (rund 450).

Als rechtliche Form der „Fusion“ hätten sie sich in Absprache mit Notar Holger Brückner statt einer Neugründung für die im Umwandlungsgesetz vorgesehene „Verschmelzung“ entschieden, weil die den Vorteil einer „Gesamtrechtsnachfolge“ bietet, Geld und Steuern spart und unter Verwaltungsgesichtspunkten wesentlich einfacher durchzuführen ist. Im Klartext heißt das unter anderem, dass – sobald der Vorgang im Vereinsregister rückwirkend zum 1.1.2021 eingetragen ist – alle Mitglieder der Eintracht und des Tennisclubs automatisch Mitglieder beim „Club“ werden. Ehrenmitgliedschaften würden dabei weitergeführt, Mitgliedszeiten anerkannt, sagt Paul. Und: „Wir wollen auch die Traditionen aller drei Vereine wahren und lieb gewonnene Veranstaltungen fortführen.“

Der umfangreiche Vertragsentwurf sei derzeit in den letzten Zügen, sagt Paul, und liegt ab 30. Juni in den Sportheimen und Vereinsräumen der drei Vereine zur Einsicht aus, samt des dazugehörigen Verschmelzungsberichts. In dem sind unter anderem Ziel und Konsequenzen der Verschmelzung, geplante Satzungsänderungen oder Regelungen zu den Mitgliedschaften nachzulesen.

Sicher ist, dass sich an den bisherigen Mitgliedsbeiträgen nichts ändert oder dass es beim „neuen“ FC Hersbruck künftig mehr Vorstands- und Verwaltungspositionen und eine neue Abteilungsstruktur gibt: Der TC „übernimmt“ die bisherige Tennisabteilung samt neuem Tennisvorstand, die Eintracht wird zu einer neuen Abteilung (ebenfalls samt neuem Vorstand). Neben Fußball, Tennis und Damengymnastik will der „Club“ künftig auch noch in Kooperation mit dem TSV Lauf Rugby anbieten (siehe Bericht unten) .

„Langfristig wachsen“

„Wir wollen den Vorwärtsgang einlegen“, sagt Thomas Paul, „als großer Verein, der neue Mitglieder gewinnt und neue Angebote schafft, um so auch langfristig zu wachsen. Und auch in Sachen Attraktivität, öffentlicher Wahrnehmung, Vermarktungsmöglichkeiten und Position gegenüber der Kommune punkten.“ So bekommt die Sportgaststätte einen neuen, italienischen Pächter, die Tennisplätze sollen saniert, die Jugendarbeit noch besser gefördert und vorliegende Konzepte erweitert werden, um noch besser mit Schulen und Kindergärten zusammenzuarbeiten. „Wir wollen für die Hersbrucker optimale Bedingungen schaffen, damit die ihren Sport ausüben können.“

Ein konkretes Ziel dabei ist zum Beispiel eine aufblasbare Traglufthalle über den Tennisplätzen, damit Hersbrucker dem „Weißen Sport“ ganzjährig auf gelenkschonendem Untergrund, sprich Sand, frönen können. Noch allerdings fehlt das Okay der Stadt, sagt Kohl.

Bevor die „Fusion“ allerdings über die Bühne gehen kann, müssen den Plänen erst noch die Mitglieder von FC, TC und Eintracht zustimmen – in drei außerordentlichen Versammlungen, deren genaue Termine coronabedingt freilich noch nicht endgültig feststehen. „Wir haben in intensiven Vorgesprächen aus unserer Sicht vernünftige Vorarbeit geleistet“, sagen Thomas Paul, Andreas Kohl und Horst Scharrer unisono, „am Ende aber entscheiden die Mitglieder – aus allen drei Vereinen.“

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